Forschung trifft Praxis: Das Fraunhofer-Institut auf der Rosenhäger Wiese
Die Rosenhäger Wiese bei Glasin entwickelt sich zu mehr als nur einer Ausgleichsfläche – sie wird zum wissenschaftlichen Testfeld für innovative Moorforschung. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) und der Universität Greifswald entsteht hier ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, wie angewandte Forschung und praktische Renaturierung Hand in Hand gehen können.
Wissenschaftliches Monitoring beginnt
Im Rahmen einer Durchführbarkeitsstudie hat das Fraunhofer-Institut im Mai 2025 mit der Installation von Pegelstandssensorik auf der Fläche begonnen. Diese Sensoren erfassen kontinuierlich den Wasserstand und schaffen damit eine präzise Datengrundlage für die ökologische Bewertung der Moorentwicklung.
Was zunächst technisch klingt, hat unmittelbare praktische Bedeutung: Die Sensordaten ermöglichen es, die Wirkung einzelner Maßnahmen exakt zu dokumentieren und die weitere Entwicklung der Fläche wissenschaftlich fundiert zu steuern.

Erste Erfolge sichtbar
Besonders erfreulich: Bereits wenige Wochen nach der Kammerung der Gräben zeigen sich deutliche Effekte. Trotz des ungewöhnlich trockenen Frühjahrs 2025 haben sich in allen Kammern bis zum Ende der Fläche kleine Wasserflächen gebildet – ein starker Indikator dafür, dass die wasserhaltenden Strukturen funktionieren.
Diese frühen Erfolge sind umso bemerkenswerter, als die offizielle Genehmigung zur Wiedervernässung noch aussteht. Die vorbereitenden Maßnahmen zeigen: Auch in der Wartezeit lässt sich hydrologisch sinnvoll arbeiten.

Interdisziplinäre Forschungskooperation
Die Rosenhäger Wiese dient als Moor-Testfeld für ein Kooperationsprojekt zwischen dem Fraunhofer IGD, der Universität Greifswald und dem Greifswald Moor Centrum. Regelmäßig führen Forschungspartner wie das biota-Institut für ökologische Forschung und Planung Untersuchungen durch – von Nährstoffproben über Bodenprofilansprachen bis zur Analyse von Torfzersetzungsgraden.
Das Besondere: Das Projekt weckt zunehmend auch das Interesse anderer Disziplinen. So befassen sich Designstudierende der HTW Berlin im Entwurfsprojekt "Mach Moor" ein ganzes Semester lang mit Mooren und Paludikultur. Die zentrale Frage dabei: Welche Interventionen – ob konzeptionelles Systemdesign, innovative Messtechnik, neue Erntetechnik oder Materialentwicklung für Paludibiomasse – bringen den Durchbruch für eine hochskalierbare Wiedervernässung?

Modellcharakter für die Zukunft
Die Zusammenarbeit auf der Rosenhäger Wiese zeigt exemplarisch, wie Moorrenaturierung im 21. Jahrhundert aussehen kann: wissenschaftlich begleitet, präzise dokumentiert und interdisziplinär gedacht.
Das Fraunhofer-Institut trägt mit seiner Expertise in Sensor- und Datenverarbeitung dazu bei, dass aus der Fläche nicht nur ein renaturiertes Moor wird, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Projekte entstehen. Die gewonnenen Daten und Methoden können anderen Projekten als Blaupause dienen.
Ausblick
Während die behördliche Genehmigung weiterhin aussteht, läuft die Forschung auf Hochtouren. Die Pegelstandssensoren liefern kontinuierlich Daten, die hydrologischen Strukturen wirken, und die wissenschaftliche Begleitung dokumentiert jeden Schritt.
Die Rosenhäger Wiese wird damit zu dem, was sie sein soll: eine Fläche, auf der Theorie und Praxis, Forschung und Naturschutz zusammenkommen – und gemeinsam Wege für eine erfolgreiche Moorrenaturierung entwickeln.




