May 23, 2025

Lebendiger Sumpfwald: Beobachtungen und Artenvielfalt im Schlosspark Heltorf

Am 16. Mai haben wir unser Sumpfwaldprojekt in Düsseldorf-Heltorf besucht. Zwischen nassen Senken, jungen Weiden und alten Erlen finden sich heute wieder zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die typisch für feuchte Auen- und Sumpflebensräume sind. Die Tour haben wir gemeinsam mit unserem Partner ClimatePartner durchgeführt.

Artenbeobachtung: Frühe Adonislibelle als Indikator

Bei unserem Besuch führte uns der zuständige Forstamtsleiter Dr. Eberhard Piest durch das Projektgebiet. Um tiefer in den renaturierten Bereich vorzudringen, mussten wir einen Bach durchwaten – genau dort entdeckten wir die Frühe Adonislibelle bei der Paarung, ein besonderer Moment, der die erfolgreiche Entwicklung des Lebensraums eindrucksvoll bestätigte.

Warum Libellen sauberes Wasser anzeigen

Mit ihrem leuchtend roten Körper ist die Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula) eine der ersten Libellenarten, die im Jahr in Erscheinung treten. Sie liebt stille oder langsam fließende Gewässer, wie sie in renaturierten Bereichen des Sumpfwaldes entstanden sind.

Wenn Männchen und Weibchen das charakteristische „Paarungsrad“ bilden, zeigt sich eindrucksvoll, dass diese grazilen Insekten hier ideale Bedingungen finden. Ihre Anwesenheit ist ein Indikator für sauberes Wasser und funktionierende ökologische Strukturen – ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich der Lebensraum positiv entwickelt.

Positive Zeichen: Sumpf‑Schwertlilie in Blüte

Auf unserem weiteren Weg durch das Projektgebiet stießen wir in einer der feuchten Senken auf Sumpf-Schwertlilien in voller Blüte – ein hoffnungsvolles Zeichen dafür, dass die heimische Flora trotz des Drucks durch invasive Arten ihren Platz zurückerobert.

Die Sumpf-Schwertlilie – Juwel feuchter Lebensräume

Ökologische Funktionen der Iris pseudacorus

Auch die Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) blüht im Mai in voller Pracht. Sie steht für die Wiederbelebung der Feuchtflächen: Ihre kräftigen, gelben Blüten setzen leuchtende Akzente zwischen den Wassergräben und sumpfigen Senken.

Neben ihrer Schönheit erfüllt sie wichtige ökologische Funktionen: Ihr Wurzelwerk stabilisiert die Uferzonen und bietet Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Insekten. Wo sie wächst, zeigt sich, dass die Wiedervernässung greift und ein stabiler, artenreicher Lebensraum entsteht.

Totholz als Motor der Biodiversität

Tiefer im Wald führte uns der Fostamtsleiter zu mehreren umgestürzten Bäumen und stehendem Totholz. Hier erklärte er uns die zentrale Bedeutung von Totholz für das Waldökosystem.

Totholz ist weit mehr als abgestorbenes Material – es ist Lebensraum, Nahrungsquelle und Nährstoffspeicher zugleich. Zahlreiche Insektenarten, darunter Käfer, Wildbienen und Ameisen, sind auf verrottendes Holz angewiesen. Pilze besiedeln die Stämme und leiten den Zersetzungsprozess ein, der die Nährstoffe wieder in den Boden zurückführt.

Totholz – ein unterschätzter Lebensraum

Wer profitiert von Totholz? Käfer, Pilze, Vögel

Vögel wie Spechte nutzen das mürbe Holz, um Höhlen anzulegen, die später von anderen Arten wie Fledermäusen, Siebenschläfern oder Hornissen übernommen werden. So entsteht aus einem einzigen toten Baum ein Netzwerk aus Lebensräumen, das über Jahre hinweg Bestand hat.

Herr Piest betonte, dass gerade in renaturierten Flächen wie dem Heltorfer Sumpfwald das bewusste Belassen von Totholz eine wichtige Maßnahme ist, um die Artenvielfalt langfristig zu fördern und die natürliche Dynamik des Waldes zu unterstützen.

Alte Bäume, Spalten, Höhlen – Mikrohabitate mit Wirkung

Besonders beeindruckend waren die vielen alten Bäume im Projektgebiet. Ihre mächtigen Stämme, ausladenden Kronen und die zahlreichen Risse, Spalten und Höhlen machen sie zu Hotspots der Artenvielfalt. Solche Strukturen entstehen nur über Jahrzehnte hinweg und sind in bewirtschafteten Wäldern selten geworden.

Der Forstamtsleiter wies uns gezielt auf mehrere dieser Baumspalten hin – schmale, oft unscheinbare Öffnungen in der Rinde, die für viele Arten jedoch überlebenswichtig sind. Sie dienen als Unterschlupf, Brutstätte und Überwinterungsquartier für eine Vielzahl von Organismen.

Die feuchten, milden Bedingungen des Sumpfwaldes und das reichlich vorhandene Totholz bieten ideale Voraussetzungen. Fledermäuse sind zugleich wichtige Indikatoren für ein intaktes Ökosystem – ihre Rückkehr zeigt, dass sich hier wieder ausreichend Insekten und Lebensstrukturen finden.

Fledermäuse als Indikatoren eines intakten Ökosystems

Neben Fledermäusen nutzen auch Käfer, Spinnen, Wespen und kleine Säugetiere wie der Siebenschläfer diese Mikrohabitate. Sogar Vögel wie der Kleiber verschließen solche Spalten gezielt mit Lehm, um darin ihre Brut aufzuziehen.

In artenreichen Wäldern wie dem Heltorfer Sumpfwald sind solche Altbäume mit Spalten und Höhlen unverzichtbar. Sie tragen maßgeblich zur strukturellen Vielfalt bei und bieten Nischen, die in jungen oder stark durchforsteten Beständen fehlen.

Fazit: Was die Renaturierung in Heltorf zeigt

Es war eine besondere Erfahrung, die Vielfalt und Schönheit des Heltorfer Sumpfwaldes live zu erleben. Von der Frühen Adonislibelle über die leuchtenden Sumpf-Schwertlilien bis hin zu den wertvollen Altbäumen mit ihren Spalten und Höhlen – jeder Fund zeigte eindrucksvoll, wie erfolgreich sich der Lebensraum entwickelt hat.

Gleichzeitig wurde deutlich, wie komplex und vielschichtig die Planung und Umsetzung eines Renaturierungsprojekts ist. Es braucht Fachwissen, Geduld und kontinuierliche Pflege, um die Balance zwischen der Förderung heimischer Arten und der Eindämmung invasiver Pflanzen wie dem Riesen-Bärenklau zu wahren.

Die Rückkehr der Biodiversität in dieses Gebiet ist nicht nur ökologisch wertvoll – sie ist auch ein Zeichen der Hoffnung und ein Beweis dafür, dass gezielte Maßnahmen echte Veränderungen bewirken können.

Unser Dank gilt Herrn Piest, der uns mit großer Begeisterung und Fachkenntnis durch das Projektgebiet geführt und uns die Zusammenhänge nahegebracht hat. Solche Begegnungen machen deutlich, wie wichtig es ist, Natur nicht nur zu schützen, sondern aktiv zu gestalten und wiederherzustellen.